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Cybergewalt

Digitale sexuelle Gewalt

Gesellschaftliche Machtverhältnisse spiegeln sich auch online wider. Sexistische Vorurteile setzen sich im digitalen Raum fort. Sexuelle Belästigung ebenfalls. Sexuelle Gewalt ist digital ebenso ein Thema, wie sie es analog ist. Häufig überschneiden sich digitale und analoge Übergriffe. Zu der physischen und psychischen sexuellen Gewalt kommen herabwürdigende oder beleidigende Nachrichten, Bilder und Videos hinzu, mit denen Frauen eingeschüchtert oder öffentlich angegriffen werden.

Übergriffe im Netz sind orts- und zeitungebunden möglich. Das Gefühl, überall und immer angreifbar zu sein, kann ein erhöhtes Ohnmachtsgefühl auslösen. Es besteht die Gefahr einer raschen Verbreitung. Vor allem jüngere Frauen und LGBTIQA+ Personen sind in einem hohen Ausmaß betroffen. Zu den Folgen der sexuellen Gewalt kommt das Element der Öffentlichkeit dazu, was viele Frauen und Mädchen als besonders belastend und beschämend empfinden.

Was ist digitale sexuelle Gewalt?

Revenge Porn – Rachepornos
Intime Bilder und Videos werden ohne Wissen der Frau online gestellt.

Sextortion – Sexerpressung
Frauen werden dazu überredet, in Videochats sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen oder sich nackt zu zeigen, um ihnen dann mit der Veröffentlichung zu drohen. Dabei werden meist weitere digitale sexuelle Handlungen, analoge sexuelle Handlungen oder Geld verlangt.

Upskirting („unter den Rock“)
Fotografieren oder Filmen von intimen Stellen ohne Einwilligung oder Wissen der Frau. Das Material wird meist über das Internet verbreitet.

Slut Shaming – Frauen Beschämen
Frauen werden mit frauenfeindlichen Schimpfwörtern im Internet öffentlich gedemütigt.

Digitales Stalking
Frauen werden per Nachrichtendiensten, auf allen Social Media Kanälen oder per Email gegen ihren Willen von einer Person laufend angeschrieben. Frauen werden durch spezielle Software auf dem Handy ausspioniert: SMS lesen, Fotos und Videos kopieren, Kamera einschalten. Dadurch können intime Nachrichten oder Fotos verbreitet werden.

Deep Fakes (Fälschungen)
Bilder, Videos und Textnachrichten von Frauen werden gefälscht um diese zu Beschämen. Beispielsweise wird das Gesicht der Frau in ein Pornovideo oder -bild eingefügt und das Fake-Video auf Plattformen online gestellt.

Beachte: Niemand hat das Recht, intime Bilder weiterzuleiten, auch wenn sie der Person mal freiwillig geschickt wurden.

In Österreich gibt es mittlerweile zivilrechtliche und strafrechtliche Bestimmungen zum Schutz vor Gewalt im Netz, insbesondere auch vor digitaler sexueller Gewalt. 2021 wurden Straftatbestände für digitale Gewalthandlungen hinzugefügt. Dazu gehört insbesondere auch das Recht, sich Unterstützung durch Prozessbegleitung im Strafverfahren zu holen.

Als Fachstellen zu sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen ist es uns ein besonderes Anliegen, bei Fragen und Erfahrungen zu sexueller Gewalt im Netz zu unterstützen. Dazu bilden sich die zuständigen Berater:innen kontinuierlich weiter. Wir informieren betroffene Frauen und Mädchen über mögliche nächste Schritte und Handlungsmöglichkeiten, bieten rechtliche Informationen und installieren im Fall einer Anzeige psychosoziale und rechtliche Prozessbegleitung. Wenden Sie sich bitte an die Beratungsstelle in Ihrem Bundesland.

Als Expert*innen ist uns bewusst, dass digitale Gewalt und insbesondere digitale sexuelle Gewalt komplexe Problemfelder sind. Es braucht reichweitenstarke Awarenesskampagnen durch öffentliche Institutionen und politische Entscheidungsträger*innen, um ein Problembewusstsein zu schaffen und zu den verschiedenen Formen digitaler sexueller Gewalt zu sensibilisieren. Auch die Anzeigemöglichkeiten und zivilrechtlichen Schritte für Betroffene müssen noch bekannter gemacht werden, sowie die Hürden der Rechtsdurchsetzung abgebaut werden.