Prävention - sexuelle Gewalt verhindern
Sexuelle Gewalt trifft Frauen aus allen sozialen Schichten, unabhängig von Bildung, Alter, Einkommen, religiöser und ethnischer Zugehörigkeit oder Familienstand.
Durch die Häufigkeit und subtile Alltäglichkeit von sexuellen Übergriffen in all ihren Formen (z.B. verbale Anmache, unangenehme Blicke, ungewollte Berührungen, Missbrauch, Vergewaltigung) und die gesellschaftliche Verharmlosung und Tabuisierung von sexueller Gewalt, integrieren viele Frauen diese Übergriffe in ihren Alltag. Die Bedrohung der eigenen Lebensrealität wird als „normal“ empfunden. Dabei verlieren Frauen und Mädchen oft das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung oder die eigenen Gefühle. Die Benennung des Übergriffs wird dadurch erschwert und ein Handeln dagegen fast unmöglich gemacht.
In der Präventionsarbeit werden Mädchen und Frauen dafür sensibilisiert, (sexualisierte) Gewalt im Alltag zu erkennen und individuelle Strategien dagegen zu entwickeln.
Auf dieser Seite finden Sie:
- einen Überblick über Grundlagen und Elementen von Präventionsarbeit bei sexueller Gewalt an Frauen und Mädchen
- Informationen zur Präventionsarbeit der BAFÖ Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt
- ein empfehlenswertes Video, das verdeutlicht, was Einverständnis im Rahmen von Sexualität bedeutet und so Bewusstsein schafft für Grenzverletzungen
- Lesetipps zur Thematik in den Downloads
Was bedeutet Prävention in Hinblick auf sexuelle Gewalt?
Prävention:
… hat das Ziel, Mädchen und Frauen vor sexueller Gewalt zu schützen. Das kann allerdings nicht unabhängig vom gesellschaftlichen Umfeld gesehen werden und erfordert ein kontinuierliches Aufzeigen der gesellschaftlichen Zusammenhänge.
… ist ein lebenslanger Prozess und beginnt idealerweise im Kindesalter. In der Kindererziehung kann Prävention bedeuten, dem Kind eine altersgerechte Sprache zum Thema Sexualität zu vermitteln, Grenzen des Kindes zu achten und zu respektieren, dem Kind das Recht einzuräumen über den Körper selbst zu bestimmen.
… heißt, einzelne Frauen und Mädchen zu stärken und dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, ihre eigenen Grenzen zu erkennen, Solidarität zu fördern, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und das Vertrauen in sich selbst zu festigen.
… ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die Verantwortung dafür liegt bei der Gesamtgesellschaft. Daher ist es wichtig und notwendig auch für (junge) Männer ein Sensibilisierungsangebot zum Thema zu schaffen.
Wesentliche Punkte der Präventionsarbeit
1. Das klare Benennen von sexueller Gewalt
- Womit beginnt sie?
- Was gehört überhaupt dazu?
- Eine Sprache, Wörter dafür finden
- Eine Ansprechperson finden
2. Sensibilisierung für das Thema
- Erkennung und Wahrnehmung der eigenen Grenzen
- Anerkennen von subjektiven Grenzen anderer
- Bestärken und Erweitern der bereits vorhandenen Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten
- Solidarität und Erfahrungsaustausch
3. Aufzeigen gesellschaftlicher Zusammenhänge
- Informationen über Ausmaß, Ursachen und Auswirkungen von sexueller Gewalt geben
- Bewusstsein schaffen
- Hinterfragen von Rollenzuschreibungen und Rollenbildern (z.B. Was ist männlich/ weiblich?)
- Gleichstellung fördern und fordern
- Sexuelle Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem benennen
Zwei, speziell auf die Prävention von sexueller Gewalt spezialisierte Fachstellen in Österreich sind der Verein Hazissa in Graz und Selbstlaut in Wien. Diese stellen neben Präventionsangeboten für verschiedene Zielgruppen (z.B. für Kinder und Jugendliche, Eltern, Pädagog*innen, Berater*innen) auch eine Reihe von Informationsmaterialien zum Thema zur Verfügung.
Unsere Präventionsarbeit
Grundhaltungen und Ziele in der Präventionsarbeit
- Wir arbeiten geschlechtsspezifisch, um den Mädchen und Frauen einen geschützten Rahmen zu bieten und die Solidarität unter Frauen zu fördern.
- Wir arbeiten parteilich, d.h. wir stellen uns auf die Seite von Mädchen/Frauen, die von sexueller Gewalt bedroht oder betroffen sind und ihren Anliegen.
- Wir gehen davon aus, dass in jeder Gruppe betroffene Mädchen/Frauen anwesend sind. Aus diesem Grund halten wir Workshops grundsätzlich nur zu zweit ab, bzw. muss eine Vertrauensperson in der Nähe sein.
- Wir arbeiten stärkend, d.h. wir setzen bei den Fähigkeiten und Stärken sowie den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen an. Die Teilnahme an einem Präventionsangebot soll freiwillig sein. Jede Frau entscheidet für sich, ob sie sich in ihrer derzeitigen Lebenssituation mit dem Thema beschäftigen möchte.
- Auch in den Workshops gilt für uns eine Verschwiegenheitspflicht.